Neembaum - rund um die Welt
Der Neembaum stammt ursprünglich aus Indien. Wegen seiner hervorragenden heilenden Kräfte findet man diesen Baum heute fast in der gesamten Welt. In der nun folgenden kleinen Reise um die Erde erfahren Sie, welche Nutzungsformen des Neembaumes man überall gefunden hat.. Die Reise beginnt in Indien, führt durch afrikanische Länder, in die der Neembaum zuerst importiert wurde, sodann nach Amerika (die USA, die Karibik, Mittel- und Südamerika) und endet wieder an ihrem Ausgangspunkt - in den asiatischen Ländern.
Indien
Am häufigsten findet man den Neembaum in Indien. Dort wächst er von der Südspitze von Kerala bis zu den Ausläufern des Himalaja. Der Neembaum gedeiht in tropischen und subtropischen Gegenden, sowohl in halbtrockenen als auch in regenreichen Regionen, und er wächst in einem Höhenspektrum von der Meereshöhe bis in einer Höhe von 700 Metern.
In Indien wächst der Neem wild in den Trockenwäldern. In fast allen anderen Regionen des Landes (ausser den höchsten und kältesten Bereichen) wird der Neembaum kultiviert. Am besten gedeiht er in den trockenen Zonen des Nordwestens. Gewöhnlich werden Neembäume an Strassenrändern als Schattenspender angepflanzt. Wenn Sie einmal in Neu-Dehli waren, haben Sie sicherlich die stattlichen Bäume bewundert, die von beiden Strassenseiten her ein grünes Dach bilden, dass die Menschen von der glühenden Sonne schützt.
Afrika
Nach Afrika gelangte der Neembaum zwar erst im 20. Jahrhundert, inzwischen findet man allerdings Neembäume in mehr als 30 afrikanischen Staaten, vor allem am Südrand der Sahara.
Ghana: Seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist der Neembaum in Ghana heimisch, Ghana war das erste afrikanische Land, in das der indische Neembaum eingeführt wurde. Hier ist der Baum inzwischen der wichtigste Lieferant für Brennholz. Auch in den grossen Städten, z. B. in der Hauptstadt Accra ist der Neem als schattenspendender Baum weit verbreitet.
Mali: In Mali gehört der Neembaum entlang des Niger bis nach Timbuktu inzwischen zum normalen Landschaftsbild. Viele Bäume werden auf etwa zwei Meter zurückgeschnitten, um Futter für Rinder und Ziegen bereitzustellen.
Niger: Noch zu Beginn des 19, Jahrhunderts war das Majjiatal in Zentralniger ein grünendes Waldgebiet. Aber es gab und gibt in diesem Gebiet nur unregelmässige und spärliche Regenfälle mit jährlich nur etwas 400-600ml je m2 Niederschlag. Die wachsende Bevölkerung benötigte Brennholz, Viehfutter und Bauholz - und so war das Waldgebiet im Majjiatal schon recht bald abgeholzt. Während der Dürrezeit in den siebziger Jahren trug der Wind ungefähr 20 Tonnen Mutterboden pro Hektar und Jahr davon. Während der Regenzeit wiederum erstickten vom Wind herbeigetragene Sedimente die jungen Feldpflanzen.
1975 wurden unter der Schirmherrschaft der US-amerikanischen CARE-Organisation Neembäume als Windschutz angepflanzt. Schon 1987 waren 560 Kilometer Doppelreihen vorhanden, die mehr als 3000 Hektar Ackerland vor der Erosion schützten. Die Bäume können die Windgeschwindigkeit um 45 bis 80 Prozent verringern, damit die Bodenerosion vermindern und die Bodenfeuchtigkeit erhöhen. Dadurch erhöhten sich die Ernteerträge um etwa 15%.
Nigeria: In den nördliche Regionen von Nigeria findet man zahlreiche Neembäme, vor allem in Dörfern und Städten. Auch entlang der Strassen werden Neembäume vermehrt angepflanzt.
Senegal: Sowohl auf Grund von Regierungsprogrammen als auch auf Grund privater Initiativen hat Senegal heute wahrscheinlich mehr Neembäume als jedes andere afrikanische Land. Man findet sie in praktisch allen Dörfern und Städten. Der Neembaum wird vor allem als Schattenspender, aber auch als Brennholz genutzt. Ausserdem ist er ökologisch sehr wertvoll, weil sonst viele einheimische Bäume zur Brennholzgewinnung gefällt würden.
Sudan: Der Sudan war eines der ersten afrikanischen Länder in denen der Neemmbaum eingeführt wurde. Heute findet man den Neem überall entlang des Blauen und Weissen Nil, an Bewässerungsgräben sowie in Städten und Dörfern.
Amerika
USA: In den USA gibt es inzwischen Anpflanzungen von Neembäumen im Süden Floridas sowie in Südkalifornien und in Arizona. Vor allem aber findet man Neempflanzungen in Puerto Rico, auf den Jungferninseln und auf Hawaii. 1989 verabschiedete der Senat auf Hawaii eine Resolution zur Erforschung und Entwicklung von Neembaumpflanzungen.
Karibik Mittel- und Südamerika:
Seit zwei etwa 1976 wird der Neembaum auf Haiti grossflächig angebaut. Er ist der wichtigste Baum zur Wiederaufforstung der Insel geworden. So pflanzte die US-amerikanische USAID 200'000 Neembäume entlang der Strassen. Auch in anderen Bereichen setzte sich der Neem durch: Heute werden bereits haitianische Neemsamen exportiert. Bereits im 19. Jahrhundert wurden Neembäume auf den karibischen Inseln und in weiten Teilen Mittel- und Südamerikas eingeführt. Häufig waren es indische Kontraktarbeiter, welche nicht auf die wertvollen Eigenschaften des Neems in ihrem neuen Heimatland verzichten wollten und deshalb Neemsamen mit sich führten. Kontraktarbeiter waren sogenannte Vertragssklaven aus der Zeit der Piraterie und Kolonialzeit. 1850 gab es viel Arbeit auf den Plantagen, so dass sich der Grossteil des Sklaven- und Menschenhandels auflöste, weil sich die Menschen von den Händlern engagieren liessen und auswanderten.
Asien
Burma (Myanmar): Obwohl Burma eines der Herkunftsländer der Neembaums ist, wird der Neem nicht mehr so stark genutzt. Vor einigen Jahren wurde in Myanmar mit deutscher Hilfe ein Pflanzenschutzmittel auf Neemsamenbasis entwickelt, das inzwischen von einer Fabrik in Mandalay produziert wird. Das Pflanzenschutzmittel ist bei den einheimischen Bauern sehr beliebt, weil es gegen Schädlinge in ihren Gemüse- und Erdnusspflanzungen erfolgreich eingesetzt werden kann.
Java: Auf Java gibt es eine grosse Anzahl verschiedener Neembaumarten. Einige Baumarten auf Plantagen sind auf Grund ihres besonderen hohen Gehalt an Inhaltsstoffen ausserordentlich wirksam gegen schädliche Insekten.
Pakistan: In Pakistan findet man den Neembaum hauptsächlich im Gebiet südlich von Lahore. In vielen Städten säumen riesige Neembäume die Strassen. Sie sind teilweise über 100 Jahre alt und über 30 Meter hoch.
Philippinen: Erst 1978 wurde der Neembaum auf den Philippinen angepflanzt. Damals führten Wissenschaftler des international Rice Resarch Institut (IRRI) den Baum ein. Bis 1990 hatte das Forschungsinstitut mehr als 120'000 Setzlinge verteilt, die inzwischen auf mindestens acht Inseln des Staates wachsen. Sowohl private Initiativen als auch Regierungsstellen legen Plantagen zur Gewinnung von Brennholz sowie zur Herstellung von Pflanzenschutzmittel an.
Saudi-Arabien: Etwa 1960 wurde der Neembaum nach Saudi-Arabien eingeführt. Den heissen, trockenen Umweltbedingungen hat er sich hervorragend angepasst. Inzwischen sieht man ihn dort wahrscheinlich häufiger als die Dattelpalme oder jeden anderen ursprünglich in Saudi-Arabien heimischen Baum!
In der Ebene von Arafat, wo vor über 1400 Jahren der Prophet Mohamed seine letzte Predigt gehalten haben soll, entsteht jedes Jahr eine riesige Zeltstadt, um die etwa zwei Millionen Pilger zu beherbergen, die sich auf den Weg nach Mekka befinden. Diese Ebene gehört zu den heissesten Gebieten der Erde - hier gibt es so gut wie keinen Schatten. Gerade in dieser Gluthitze erwiesen sich die Neembäume als segensreich. 50'000 wurden angepflanzt um den Pilgern den ersehnten Schatten zu spenden. Obwohl die meisten Experten behaupteten, dass dies in so heissen Gebieten unmöglich sei Neembäume anzupflanzen. Zwar gibt es in dieser Ebene einige Tiefbrunnen, aber das Wasser ist leider sehr salzhaltig, fast eine Art Brackwasser. Heute noch können sich Tausende von Mekkapilgern (Hadschis) im wohltuenden Schatten dieser Neembäume ausruhen.
Thailand: In Thailand gibt es neben dem indischen Neembaum auch einheimische Arten des Neems. Azadirachta siamensis weist ebenfalls vielversprechende Möglichkeiten auf, vor allem ist er besonders schnellwüchsig. Schon sechs Jahre nach der Anpflanzung wiesen 200'000 Exemplare des Neems in einem besonders trockenen und felsigen Gebiet eine Höhe von elf Metern auf und trugen ausserdem besonders viele Früchte. |